Hallo aus Kapstadt!
Heute hatten wir wieder einen sehr spannenden und bewegenden Tag. Am Vormittag besuchten wir das District Six Museum, wo wir nach dem zweiten Anlauf glücklicherweise einen Guide ergattern konnten. Durch ihn erfuhren wir viel Neues über die Geschichte des Apartheid-Regimes und darüber, wie Menschen damals zwangsweise aus ihren Häusern im District Six vertrieben wurden, sowie über das Wirken Nelson Mandelas.
Die Ausstellung war sehr berührend und mitnehmend: Überall hingen alte Fotos, persönliche Gegenstände und handgeschriebene Geschichten der ehemaligen Bewohner des District Six. Es war kaum vorstellbar, wie viele Familien ihre Gemeinde verloren hatten, die eigentlich schon seit Generationen ihr Zuhause gewesen war. Und das sollte nicht das letzte Erschütternde bleiben, was wir heute über die Geschichte Kapstadts erfuhren.
Nach dem Museumsbesuch sind wir jedoch zunächst zur Waterfront gefahren, wo wir erst einmal etwas Freizeit hatten, um wieder einmal köstlich zu speisen, durch die Läden zu bummeln und ein paar Souvenirs zu kaufen.
Um 14 Uhr trafen wir uns dann am Clocktower, um mit der Fähre nach Robben Island zu fahren. Auf der Fähre war es ganz schön windig, und die letzten Tage steckten uns langsam in den Knochen – so schlummerten einige von uns kurz ein …
Auf der Insel selbst bekamen wir von einem ehemaligen Inhaftierten, der dort viele Jahre als politischer Gefangener verbracht hatte, eine super interessante Führung. Er erzählte uns, wie das Leben im Gefängnis aussah, wie sich die Gefangenen gegenseitig verhielten und wie sie behandelt wurden.
Die unmenschlichen Bedingungen der Zellen konnten wir direkt vor uns sehen, und teilweise durften wir sogar hineingehen, was bei vielen von uns schon nach wenigen Sekunden ein bedrückendes Gefühl auslöste. Die wenigen Quadratmeter großen Zellen waren lediglich mit einer dünnen Sisalmatte als Schlafstätte, einem Toiletteneimer, der tagsüber als Waschtrog diente, und einem Hocker ausgestattet. Die vergitterten Fenster wurden erst in den 1970er-Jahren verglast, und die letzte Mahlzeit des Tages gab es bereits um 16 Uhr nachmittags.
Alle Insassen mussten stupide Steinarbeiten in einem Steinbruch verrichten, die starke gesundheitliche Schäden verursachten. Wenn sie am ersten Tag die Steine von A nach B trugen, mussten sie sie am nächsten Tag wieder zurück nach A bringen. In den Zellen waren verbotene politische Diskussionen nur bei laufenden Duschen möglich, damit die Wärter sie nicht hörten. Was die Insassen stark machte, war der Zusammenhalt untereinander und die Hoffnung auf Gerechtigkeit und eine bessere Welt.
Seine persönlichen Erinnerungen und seine Lebensgeschichte machten das Ganze unglaublich real – man konnte richtig spüren, was für ein Ort der Unterdrückung und des Widerstands Robben Island gewesen war. Das beeindruckte uns zutiefst.
Daraufhin stiegen wir in einen Bus, um über die gesamte Insel geführt zu werden, die im Laufe der Jahrhunderte nicht nur Gefängnis, sondern auch Lepra-Kolonie und strategische Festung gewesen war. Ein emeritierter und habilitierter Professor der islamischen und arabischen Philosophie führte uns redegewandt und mitreißend durch die Geschichte der Insel. Dabei erzählte er immer wieder von seiner eigenen Geschichte als Freiheitskämpfer und von der Bedeutung vieler Länder, die das endgültige Ende der Apartheid beeinflusst hatten – etwa dadurch, dass Südafrika von sämtlichen internationalen sportlichen Wettkämpfen ausgeschlossen worden war.
Trotzdem der teils bedrückenden Erfahrungen freuten sich alle – wie jeden Tag – auf das Abendessen, das heute von Zita, Mara und Carla zubereitet wurde. (Sowohl das Hähnchen als auch die Bratkartoffeln und der Salat waren superlecker!)
Insgesamt war es ein weiterer Tag voller Eindrücke und wichtiger Momente, die zum Verstehen der Geschichte unerlässlich sind und uns jeden Tag bereichern.






