Tag 5 – Ein bunter Tag zwischen Schule, Geschichte und Markttrubel

Guten Abend aus Kapstadt!

Heute war wieder ein voller, aber richtig schöner Tag! Wie so oft sind wir etwas später als geplant fertig geworden, was Frau Wolff schon geahnt hatte und in weiser Voraussicht die Sandwiches (ca. 35 Stück) alleine vorbereitete – danke!

Vom Morgen bis Mittag waren wir wieder in der Schule und haben unser Projekt weiter- und zuendegeführt: Alle Bänke sind aufgebaut, im Boden verankert und im Team mit den Afrikaner:innen wunderschön bunt bemalt worden. Nach einigem Hämmern, Schrauben und Pinseln konnten wir stolz auf unser Ergebnis schauen – die fertigen Bänke sehen toll aus!

Danach ging es für uns ins District Six Museum, wo wir leider feststellen mussten, dass unsere Guides kurzfristig abgesagt hatten, sodass wir uns die geplante Führung nicht anhören konnten.

Trotzdem wurde das sommerliche Wetter genutzt: Wir besuchten den „Eastern Food Bazaar“, ein langer Tunnel, in dem vielfältige, internationale Küche von Jeder und Jedem genossen werden konnte. Natürlich durfte der Nachtisch nicht fehlen! Ein Stopp in „Charly’s Bakery“ ermöglichte Geschmacksexplosionen der süßen Art.

Frisch gestärkt sind wir dann noch einmal über den Green Market Square geschlendert, um Souvenirs zu kaufen. Dort entwickelten wir uns beim Feilschen um die besten Preise schnell zu richtigen Profis im Preisverhandeln. Im Company’s Garden, einem ehemaligen zur Versorgung von Seeleuten und Siedlern angelegten Gemüsegarten, konnten wir zutraulichen Eichhörnchen beim Eichhörnchendingetun zugucken.

Den Abend haben wir anschließend in einer großen Werwolf-Runde und mit salzig-süßen Snacks gemütlich ausklingen lassen.

Im Laufe der Zeit…

… ist uns während des Kontakts mit den Schüler:innen zunehmend bewusst geworden, wie groß der Kontrast unserer Welten eigentlich ist:

Einige Townships sind in echt noch erdrückender zu sehen, als ohnehin schon in Nachrichten & Medien und vermitteln ein ganz anderes Realitätsgefühl. Trotz dessen wird unabsichtlicher Weise ein Großteil dieser doch erschreckenden Wahrheit verdrängt.

Familien leben in einfachen (Wellblech)Hütten, deren Boden aus Lehm besteht, Steinhäuser sind dagegen eher luxuriös und beispielsweise von Lehrer:innen bewohnt, welche mehr oder weniger sicher vor Gangs sind, die neben der Armut ein großes Problem des Townships Manenberg darstellen. Einige junge Menschen in unserem Alter, mit vermeintlich offenen Chancen werden herangezogen, um illegale Geschäfte für Gangs zu machen, verfeinden sich aufgrund von unterschiedlichen Gang-Zugehörigkeiten, werden mit Gewalt konfrontiert und oft verfolgt. Einzelne Schüler:innen werden manchmal zeitweise von der Schulpflicht entbunden, wenn der Schul- oder Heimweg wegen akuter ,,Gangfights“ lebensgefährlich ist. Wir erfuhren aus erster Hand, dass eine unschuldige Schülerin unserer Partnerschule in Manenberg noch letztes Jahr erschossen wurde – ohne Gnade, ohne Vorwarnung, und – wie es scheint – ohne Grund. Solche Informationen können wir aufnehmen, jedoch nicht direkt verarbeiten, da sich niemand von uns einen solchen Alltag vorstellen kann und möchte. Trotzdem, oder gerade deshalb, müssen wir darüber nachdenken, diese Eindrücke weitergeben und handeln. Unser Handeln beginnt hier: zusammen, in Gemeinschaft mit Menschen die wie wir Träume, Vorstellungen und Ziele teilen.